Die Schweiz produziert jährlich rund 80 bis 90 Millionen Tonnen Abfall. Ein Grossteil entsteht durch Baumassnahmen. Jedoch erhöht sich die Menge an dem sogenannten Siedlungsabfall jährlich – vor allem aufgrund eines steigenden Lebensstandards, der zu einem höheren Ressourcenverbrauch führt. Laut dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) betrug die Abfallmenge in der Schweiz 2020 pro Kopf ca. 700 kg – wenn man sowohl Privathaushalte, Müll aus öffentlichen Abfalleimern als auch Bürogebäude und Kleinbetriebe berücksichtigt (Sondermüll ausgenommen). Die OECD hat berechnet, dass in der Schweiz im Jahr 2020 knapp 6.1 Millionen Tonnen Siedlungsmüll produziert wurden. Die Schweiz hat somit eines der höchsten Siedlungsmüllaufkommen pro Kopf auf der Welt. Nur etwas mehr als die Hälfte der Siedlungsabfälle wird recycelt. Der Rest wird beispielsweise verbrannt und zur Energieerzeugung genutzt, zum kleinen Teil kompostiert oder auf Deponien abgelagert.
Das erwartet Sie in diesem Blogbeitrag
- Wie viel Tausend Tonnen Müll produziert die Schweizer Bevölkerung
- Abfallentsorgung: Zuständigkeiten der Kantone
- Allgemeine Vorschriften für private und gewerbliche Müllentsorgung
- Die Herausforderungen im Recycling in der Schweiz
- Übersicht: Welche Materialien werden in der Schweiz recycelt?
- Wohin entwickelt sich also die Abfallentsorgung und Recycling in der Schweiz?
Die Müllproduktion von Privathaushalten und (kleinen) Gewerbe
Siedlungsmüll in tausend Tonnen
2012 | 2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 | |
Schweiz | 5’576 | 5’708 | 6’006 | 6’030 | 6’050 | 5’992 | 6’012 | 6’079 | 6’096 |
Österreich | 4’883 | 4’905 | 4’833 | 4’836 | 4’928 | 5’018 | 5’119 | 5’220 | n/a |
Abfallentsorgung: Zuständigkeiten der Kantone
In der Verordnung über die Vermeidung und die Entsorgung von Abfällen (Abfallverordnung, VVEA) ist unter anderem geregelt, dass die Kantone für ihr Gebiet eine Abfallplanung erstellen müssen. Diese müssen sie ebenfalls dem BAFU übermitteln (2. Kapitel: Planung und Berichterstattung, Art. 4 Abfallplanung).
Die Abfallplanung der Kantone umfasst insbesondere:
- die Massnahmen zur Vermeidung von Abfällen;
- die Massnahmen zur Verwertung von Abfällen;
- den Bedarf an Anlagen zur Entsorgung von Siedlungsabfällen und anderen Abfällen, deren Entsorgung den Kantonen übertragen ist;
- den Bedarf an Deponievolumen und die Standorte von Deponien (Deponieplanung);
- die notwendigen Einzugsgebiete;
- die Massnahmen zur Nutzung des Energiegehalts der Abfälle aus deren thermischer Behandlung.
Der Fokus liegt also darauf, dass Kantone – soweit es umsetzbar ist – relevante Abfälle, wie zum Beispiel Glas, Papier, Karton, Metalle, Grünabfälle und Textilien, getrennt sammeln und verwerten lassen.
Auch wenn die Kantone zum Teil übergreifend arbeiten, ergeben sich durch die VVEA für Privathaushalte als auch Unternehmen je nach Standort andere Vorschriften. Eine Übersicht bietet die Recycling Map CH.
Allgemeine Vorschriften für private und gewerbliche Müllentsorgung
Trotz regionaler Unterschiede ergeben sich aus der Abfallverordnung (VVEA) sowie der Verordnung über den Verkehr mit Abfällen (VeVA) auch allgemeingültige Regelungen. Die Verordnung gilt als Grundlage für eine fachgerechte Abfallentsorgung – egal ob gewerblich oder privat. Hierin sind auch alle Arten von Abfällen, die in der Schweiz vorkommen, geregelt.
Anhang 1 der Abfallverordnung unterteilt die verschiedenen Arten von Abfall in acht Klassen:
- Klasse 1: Chemische Abfälle
- Klasse 2: Medizinische Abfälle
- Klasse 3: Metallische Abfälle
- Klasse 4: Mineralische Abfälle
- Klasse 5: Anlagen, Maschinen, Fahrzeuge und Zubehör sowie Elektro- und Elektronikgeräte
- Klasse 6: Biogene Abfälle
- Klasse 7: Schlämme und Behandlungsrückstände
- Klasse 8: Weitere Abfallarten (hierunter fallen die meisten Arten des Siedlungsmülls)
Gewerbeabfälle aus der Klasse 8 kommen auch in privaten Haushalten vor. Dazu zählen beispielsweise Restmüll, recycelbarer Wertstoff und Bio-Abfälle. Dieser Müll wird zumeist nach den jeweiligen Vorschriften des Kantons gleich entsorgt – unabhängig ob er gewerblich oder privat angefallen ist. Dazu wird er je nach Material in dem vom Kanton vorgesehenen Behältern entsorgt bzw. gesammelt, die vom beauftragten Entsorger abgeholt oder zu entsprechenden Wertstoffhöfen gebracht werden.
Einen Sonderfall bilden hierbei Unternehmen ab einer Grösse von 250 Mitarbeitern: Nach dem 3. Abschnitt: Verwertung von Abfällen, Art. 13 Siedlungsabfälle und Abfälle vergleichbarer Zusammensetzung der VVEA müssen:
Anders als in Privathaushalten fällt zudem in Industriebetrieben zusätzlich häufig Sondermüll der Klassen 1-7 an. Unternehmen müssen diese Abfälle trennen und Sondermüll auf den jeweiligen Sonderwegen entsorgen.
Recycling in der Schweiz – eine Mammutaufgabe?
Ein grosses Ziel der Schweizer Kantone zusammen mit der BAFU ist es, den Anteil am recycelten und recycelbaren Abfall zu erhöhen und so den Primärstoffverbrauch zu senken. Hierzu sollen unter anderem die Möglichkeiten zur Mülltrennung und Recycling auch komplexerer Materialien ausgebaut werden.
Die Herausforderungen beim Recycling sind vielfältig:
- Zusammensetzung: Steigender Anteil an schwer zu recycelbaren Verbundmaterialien – vor allem in Verpackungen und Elektrogeräten.
- Mülltrennung und Müllentsorgung: Korrekte Sortierung, Entsorgung und Verwertung von Abfällen.
- Verschwendung: z.B. mehr als die Hälfte der im Kehrichtsack entsorgten Lebensmittel sind noch geniessbar.
Hierbei tragen ebenfalls Unternehmen und Privathaushalte eine entscheidende Rolle. Sie müssen aktiv auf nachhaltigere Produkte setzten, diese wiederverwenden, Abfall vermeiden und die Abfallentsorgung korrekt trennen. Nur so kann der pro Kopf anfallende Siedlungsmüll gesenkt werden. Wertvolle Materialien wie Glas, PET und Papier können dann dem Kreislauf erneut zugeführt und wiederverwendet werden.
Durch die Verbesserung von Maschinen- und Papierqualität konnte beispielsweise der Recyclinganteil in verschiedenen Papier- und Kartonsorten stetig erhöht werden. Eine Faser kann mehrere Recyclingprozesse durchlaufen. Auch RAJA setzt immer weiter auf wiederverwendbare, recycelte und recycelbare Produkte.
Übersicht: Welche Materialien werden in der Schweiz recycelt?
Unter anderen können in der Schweiz folgende Materialien nach der Abfallentsorgung wieder verwertet werden:
Karton recyceln
Das Recyceln von Karton schont natürliche Ressourcen und ist sogar teilweise günstiger als Verbrennen und die Neuproduktion von Kartonagen. Aufbereitet dient der Rohstoff für die Herstellung von Wellpappe, Verpackungen, Packkartons und Möbeln. Durch ständige Verbesserungen von technischen Recycling- und Verarbeitungsmöglichkeiten, ist der recycelte Karton ebenso hochwertig wie neue Produktionen. In den meisten Kantonen kann gesammelter Karton zu bestimmten Abfuhrtagen kostenlos abgegeben werden.
Tipp: RAJA setzt auf nachhaltige Versandkartons und Verpackungen aus Pappe die zu 100 % recycelt werden können oder sogar bereits aus Recyceltem Karton bestehen. Verwenden Sie Kartons wenn möglich mehrfach, bevor Sie das Material wieder dem Kreislauf zuführen.
Papier recyceln
Papier kann mehrmals recycelt werden. Schon jetzt bleiben 4/5 der in der Schweiz verwendeten Papiermenge mehrfach im Kreislauf. Als wertvoller Rohstoff ist Altpapier besonders wichtig für die Papierindustrie – und spart nebenbei jede Menge CO2 im Vergleich zur Herstellung von neuem Papier.
Ähnlich wie für Pappe und Karton werden auch für Altpapier in den meisten Kantonen kostenfrei Sammlungen durchgeführt. Hier können kleine Unternehmen und Privathaushalte ihr Altpapier gebündelt abgeben.
Tipp: Verwenden Sie Produkte aus recyceltem Papier. Dieses steht in Wertigkeit und Aussehen neuem Papier immer weniger nach. Von der Tageszeitung, über Toilettenpapier bis hin zur Versandtasche: Recyceltes Papier kann vielfältig eingesetzt werden.
PET recyceln
PET steht für Polyethylenterephthalat. Der thermoplastische Kunststoff aus Erdöl oder Erdgas kann – sofern er sortenrein ist – zu 100 % recycelt werden. PET kennen viele Endverbraucher als Plastikflaschen. Deshalb gibt es in der Schweiz mehr als 30‘000Sammelstellen, in denen jährlich mehr als eine Milliarde Flaschen aus PET entsorgt werden. Gewerblich wird PET in der Landwirtschaft oder Lagerlogistik auch für Folien und Verpackungen genutzt. Nach der umfassenden Aufbereitung der gesammelten PETs werden aus dem geschmolzenen Material wieder gleichwertige Produkte hergestellt. So werden daraus recycelte Folien und Verpackungen aber auch Schuhe, Rucksäcke oder Jacken – und natürlich wieder PET-Flaschen. Dank der hohen Recyclingquote von ca. 80 % werden jährlich in der Schweiz rund 139‘000 Tonnen Treibhausgase vermieden.
Kunststoff recyceln
Aber was ist mit anderen Kunststoffen? Im Gegensatz zu PET handelt es sich bei anderen Produkten aus Kunststoff oft um Verbundmaterialien aus verschiedenen Kunststoffarten. Diese fehlerfrei zu bestimmen, zu trennen und aufzubereiten ist eine grosse Herausforderung. Um hier die Recyclingquote zu erhöhen, gründen einzelne Gemeinden und Unternehmen regionale Projekte. Welche davon für Sie relevant sind, können Sie beispielsweise bei Ihrer Gemeinde anfragen. Für grössere Unternehmen bieten private Recyling- und Abfallmanagement-Beratungen individuelle Lösungen.
Bei vielen Lebensmittelhändlern wie Coop oder Migros können auch kleine Mengen nicht PET-Plastikverpackungen vorbeigebracht werden wie Waschmittelflaschen, Geschirrspülmittelflaschen, Shampoo sowie CDs.
Glas recyceln
Die Schweizer sammeln jährlich rund 330‘000 Tonnen Glas, das zu neuen Glasbehältern aber auch zu Bau- und Isoliermaterialien verarbeitet wird. Glas ist jedoch nicht gleich Glas: Die Zusammensetzung ist entscheidend, ob es recycelt werden kann. Gängig für das Recycling ist das sogenannte Hohlglas – bekannt z.B. als Flasche oder Konfitürenglas.
Flachglas, wie Fensterscheiben, eignet sich von der Zusammensetzung her nicht zur Produktion von Neuglas und wird deshalb gesondert entsorgt. Auch Trinkgläser sind nicht geeignet fürs Recycling: Kleinmengen können normalerweise im Haushaltsmüll entsorgt werden, grössere Mengen müssen je nach Kanton auf den Wertstoffhof gebracht werden.
Wohin entwickelt sich also die Abfallentsorgung und Recycling in der Schweiz?
Die steigenden Siedlungsabfälle malen zunächst zwar ein schwarzes Bild. Jedoch werden immer mehr Möglichkeiten entwickelt, energieeffizient Materialien zu recyceln. Sowohl auf nationaler als auch regionaler Ebene werden in der Schweiz viele spannende Projekte zur Müllvermeidung und Projekte für Recycling ins Leben gerufen. Die Goldregel dabei ist: Wie genau der Abfall gesammelt und getrennt wird, kann je nach Kanton und Gemeinde unterschiedlich aussehen. Einen Überblick bietet die Schweizer Recycling-Map.
Eine Anekdote von einer Schweizer RAJA Mitarbeiterin verdeutlicht das sehr gut:
Ob aber zweimal die Woche oder einmal im Monat: Das Mülltrennungssystem in der Schweiz ist im weltweiten Vergleich weit fortgeschritten und bringt die Schweiz nicht ohne Grund auf die vorderen Ränge der „Recycling Nationen“.
Es ist allerdings wichtig sich nicht darauf auszuruhen, sondern im Privaten und in Unternehmen Wege zu finden, Müll zu vermeiden und – wenn möglich – auf nachhaltigere Recyclingoptionen zurückzugreifen. Gerade im Verpackungsbereich gibt es dank recyceltem PE, Karton und Papier sehr viele Möglichkeiten auf schwer recycelbares Verbundmaterial zu verzichten. RAJA bietet dafür eine grosse, stetige wachsende Palette an umweltfreundlicheren Lösungen an. Wenn jede in der Schweiz lebende Person einen kleinen Beitrag leistet, könnten mehrere Tausend Tonnen Müll pro Jahr gespart werden. Das würde nicht nur das Schweizer Müllsystem entlasten – sondern auch die Umwelt 😊