0201, 0300, 0340 – sagt Ihnen das was? Oder kommt Ihnen 0712 oder 0713 eher wie „007“ vor? Nein, bei diesen Bezeichnungen handelt es sich nicht um Codewörter aus dem letzten James-Bond-Film und „FEFCO“ ist auch nicht die Abkürzung für irgendeine ominöse Geheimsprache! Vielmehr hat dies alles mit dem seriösen Thema Kartons zu tun. Die FEFCO Codes machen einen ziemlich grossen und ziemlich unübersichtlichen Markt vergleichbar. Doch wie funktionieren FEFCO Codes genau?
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Kartons begegnen uns überall
1,5 Millionen Tonnen – so viel Papier, Pappe und Karton werden nach Angaben des Verbands Schweizerischer Papier-,Karton und Folienhersteller im Jahr in der Schweiz hergestellt. Vor allem Karton ist als Werkstoff in der verpackenden Industrie kaum wegzudenken und in fast jedem Produktbereich gibt es Gegenstände, die sich damit optimal verpacken lassen. Gleichzeitig begegnen uns Kartons auch nahezu überall im täglichen Leben. Ob als Milchkarton morgens beim Frühstück oder als Buchdeckel bei der Abendlektüre – ohne Kartons wären viele Dinge anders.
Karton – Wortherkunft
Das Wort „Karton“ kommt eigentlich aus dem Französischen. Hier bedeutet „Carton“ so viel wie Pappschachtel. Seinen Ursprung hat der Begriff aber im Italienischen. So wird „cartone“ als eine Vergrösserungsform von „carta“ gebraucht, was übersetzt Papier bedeutet. Hier lässt sich also schon ein erster Hinweis auf den Unterschied zwischen Papier, Karton und Pappe erahnen. Mit einem Flächengewicht von 130g/m² bis 600g/m² liegt Karton nämlich zwischen dem leichteren Papier (7 bis 150 g/m²) und der schwereren Pappe (ab 600 g/m²). Damit ist das Material zum einen besonders fest, bleibt aber gleichzeitig flexibel und gut formbar.
Was ist FEFCO?
So flexibel und gut formbar Kartons sind, so vielfältig sind daher auch die Gestaltungsmöglichkeiten von Kartonagen. Wer schon einmal eine Versandverpackung aus Karton aufgebaut oder zusammengesteckt hat, hat vielleicht festgestellt, wie viel Tüftelei darin steckt. So gibt es beispielsweise Ausstanzungen, Faltungen, Klebungen und vieles mehr.
Das ist zwar praktisch und macht Kartons vielseitig einsetzbar, allerdings erschwert es auch die Kommunikation zwischen Anwendern, Händlern und Herstellern. Aus diesem Grund entschied sich die Europäische Vereinigung der Wellpappe-Hersteller in den 1960er dazu, die Bezeichnungen für Kartonagen zu standardisieren. Diese spezielle Codierung wird FEFCO genannt, die inzwischen international zum Einsatz kommt.
Wofür steht FEFCO?
Die Abkürzung FEFCO steht für Fédération Européenne des Fabricants de Carton Ondule und bezeichnet diesen Zusammenschluss der europäischen Verbände der Wellpappen-Hersteller. Als gemeinnützige Organisation mit Sitz in Brüssel befasst sich die FEFCO mit allen für die Wellpappenverpackungsindustrie relevanten Fragen.
Was ist ESBO?
Ergänzt wird FEFCO durch die ESBO: European Solid Board Organization, die Europäische Organisation für Vollpappe. Diese Industrieverbände haben einen international gültigen Code zur Beschreibung von Verpackungsmitteln und Versandverpackungen aus Wellpappe und Vollpappe festgelegt.
Sinn und Zweck der Codierung
Ziel der FEFCO-Codes ist es, die Kommunikation über Verpackungen zwischen Anwendern, Händlern oder Herstellern zu vereinfachen und vereinheitlichen. Denn anhand dieses FEFCO-Codes können Kartons, Schachteln oder Boxen in international gängige Klassifikationen eingeteilt werden.
Diese klare Einteilung ermöglicht somit auch einfachen Handel zwischen Kunden und Herstellern auf der ganzen Welt. Denn durch den FEFCO-ESBO-Code lassen sich sprachabhängige Missverständnisse hinsichtlich Grösse, Form oder Ausführung ganz einfach vermeiden.
Auch die technischen Zeichnungen für Faltschachteln wurden von der FEFCO vereinheitlicht. So wird auf den ersten Blick ersichtlich, wo nach innen und wo nach aussen gefaltet wird, wo geschnitten, geritzt oder geklebt wird. Und zwar immer mit einem Ziel:
Umständliche Definitionen von Wellpappeschachtel- und Verpackungskonstruktionen durch einfache, international gültige Symbole zu ersetzen, die unabhängig von sprachlichen und anderen Schwierigkeiten allgemein verständlich sind (FEFCO)
Wie ist die Codierung aufgebaut?
Mit dem FEFCO-Code lassen sich alle Schachteln aus Voll- oder Wellpappe in verschiedene Grundtypen einteilen. Die vierstellige FEFCO-Kennziffer gibt jeweils an, um was für eine Bauart der Kartonage es sich handelt. So verbirgt sich beispielsweise hinter 0201 der klassische Faltkarton aus Wellpappe und 0300 steht für einen mehrteiligen Stülpdeckelkarton.
Aber nicht nur die allgemeine Bauform der Verpackung wird durch diesen Code ausgewiesen, sondern auch die exakte Ausführung – also zum Beispiel, wie der Karton verschlossen wird. Wie das dann aussieht, wird beim Blitzboden-Aufrichtekarton deutlich: Der Karton 0712 hat Deckelverschlussklappen, 0713 ist hingegen die Kartonvariante mit Einsteckdeckel.
Die FEFCO-Grundtypen
Die ersten beiden Ziffern geben den Grundtyp des Kartons an. Der FEFCO-Katalog teilt sich dabei in folgende Grundtypen ein:
Grundtypen | Eigenschaften |
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01- Rollen und Bögen |
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02 – Faltschachteln |
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03 – Deckelschachteln |
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04 – Falthüllen und Trays |
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05 – Schiebeschachteln |
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06 – Formfeste Schachteln |
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07 – Fertig geklebte Schachteln |
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09 – Inneneinrichtungen |
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Darauf aufbauend werden die verschiedenen Ausführungsformen durch weitere Kennziffern in ein einheitliches, international verständliches FEFCO-Code-System gebracht.
Kartons nach Mass – genau wie Sie ihn brauchen
Durch die Ergänzung logischer grafischer Symbole und Buchstaben lässt sich jeder Karton genau definieren. Das ist für die Konzeption und Produktion von Kartonagen von enormer Bedeutung. Gleichzeitig ist es durch die FEFCO-Codes auch möglich, individuelle Wunschkartons zu konfigurieren.
Denn es gibt eine unglaubliche Auswahl an Versandverpackungen, Postverpackungen, Flaschenverpackungen, Faltschachteln und Kartons, die auch wir nicht alle haben. Mithilfe des FEFCO-Codes können Sie jedoch Schritt für Schritt Ihren Wunschkarton konfigurieren. Dabei bekommt jede noch so ausgefallene und ungewöhnliche Karton-Form eine eindeutige FEFCO-Nummer, über die sie sich eindeutig beschreiben und beliebig oft reproduzieren lässt.
Der Weg zum Wunschkarton
Am Anfang steht der Kundenauftrag: Hier werden alle wichtigen Details zur künftigen Verwendung des Kartons nach Mass geklärt. Soll er beispielsweise stapelbar sein, wie wird er transportiert, wie soll er verschlossen werden, wie viel Feuchtigkeit und welche Temperaturen muss er aushalten – und, ganz entscheidend, wie empfindlich ist das darin verpackte Produkt?
Anhand dieser Angaben konstruiert die Entwicklungsabteilung ein Modell am Computer und plant alle erforderlichen Masse direkt mit ein. FEFCO-Codes erleichtern diesen Schritt enorm. Denn durch die vierstellige Nummer kommt es zu keinen Missverständnissen hinsichtlich Form oder Grösse des Wunschkartons.
Nach und nach nehmen sowohl der FEFCO-Code als auch der Karton-Bruttotyp Gestalt an …
Wie ein Karton nach Mass entsteht
An einem Plotter wird ein erstes Muster erstellt, das der Kunde mit einem Angebot zur Prüfung erhält. Stimmt das gelieferte Muster mit den Kundenwünschen überein, werden nach der endgültigen Freigabe die zur Herstellung nötigen Stanzwerkzeuge bestellt und – falls eine Bedruckung gewünscht ist – die entsprechenden Klischees.
In der Produktion werden die einzelnen Lagen Wellpappe anschliessend zusammengeführt und verleimt, danach ausgestanzt und bedruckt. Beim Drucken bieten sich je nach Wunsch an den fertigen Karton verschiedene Möglichkeiten: Der Offsetdruck eignet sich vor allem für Geschenkboxen oder Displays. Das Motiv wird dabei auf eine Trägerfolie gedruckt und anschliessend auf dem Wellpappekörper befestigt.
Beim Siebdruck wird das jeweilige Bild wiederum mit Hilfe von Schablonen direkt auf den zu gestaltenden Untergrund aufgebracht. Die Methode empfiehlt sich aufgrund der etwas längeren Fertigungsdauer vor allem für die Gestaltung von kleineren Stückzahlen. Der Flexodruck ist als dritte Option das am häufigsten für Wellpappeerzeugnisse eingesetzte Druckverfahren. Es wird gern genutzt, um beispielsweise Logos direkt auf den Verpackungen anzubringen.