Wir verbringen wirklich sehr viel Zeit auf dem „stillen Örtchen“! Statistisch gesehen geht jeder Mensch pro Tag sechsmal auf die Toilette. Insgesamt verbringen wir somit im Durchschnitt etwa ein Jahr unseres Lebens auf dem Klo.
Knüllen oder Falten?
Und was ist das wichtigste Utensil auf der Toilette? – Richtig, das Toilettenpapier! So lange in ausreichender Menge vorhanden wird es wenig beachtet, aber wehe die Rolle ist leer und es findet sich kein Ersatz…
Der weltweite Bedarf an Klopapier pro Toilettengang liegt im Durchschnitt bei 8,6 Stück; pro Tag verbraucht eine Person also insgesamt im Schnitt 57 Blatt Toilettenpapier, daraus ergibt sich ein jährlicher Verbrauch von 20.000 Blättern pro Person. Pro Jahr verbraucht ein/e Schweizer/in 21 Kilogramm Toilettenpapier (ca. 65 Rollen). Und bei der Nutzung gibt es durchaus Unterschiede! Während in grossen Teilen der Welt geknüllt wird, falten Deutschschweizer genau wie die deutschen und die österreichischen Nachbarn ihr Papier vor der Nutzung gerne fein säuberlich. Zewa Soft, hat mittels einer Umfrage 8 verschiedene Klopapier Wisch-Typen definiert: den Falter, den Knüller, den Stückler, den Wickler, den Gleichgültigen, den Minimalisten und den Natürlichen, der wohl wie in alten Zeiten ganz ohne Klopapier auskommt!
Geschichte des Toilettenpapiers
Bis zum heutigen Toilettenpapier war es ein langer Weg: Die alten Griechen beispielsweise, schabten sich den Po mit Tonscherben und Steinen sauber. Bei den alten Römern ging es schon etwas komfortabler zu, sie reinigten sich nach dem Toilettengang mit einem so genannten Xylospongium, ein Schwamm der an einem Stock befestigt war und zur Reinigung in Salz- oder Essigwasser getränkt wurde. Im Mittelalter behalf man sich mit Stroh oder Moos, lediglich in adligen Kreisen wurden Schafwolle oder Spitzentücher genutzt, die die Bediensteten dann nach Gebrauch waschen mussten.
Gerne behalf man sich mit Utensilien die vor Ort reichlich vorhanden waren: In Südamerika nahm man die äusseren Maisblätter, während die Nordamerikaner den Maiskolben bevorzugten. Die Hawaiianer griffen nach der Kokosschale. In Afrika, dem Nahen Osten und Asien benutzte man (und benutzt auch häufig heute noch) die linke Hand mit viel Wasser um den Po zu reinigen. Die linke Hand gilt daher in vielen Ländern bis heute als unrein.
Der Vorreiter des uns bekannten Toilettenpapiers wurde im 14. Jahrhundert von den Chinesen erfunden. Für den Kaiser wurde im Jahr 1391 Toilettenpapier hergestellt, es hatte eine wirklich beachtliche Grösse von rund einem halben Quadratmeter.
Doch es sollte noch einige Jahrhunderte dauern bis dieser Fortschritt auch Europa erreichte. Im 19. Jahrhundert nutzte man immerhin schon Bücherseiten oder Zeitungspapier um sich nach dem Toilettengang zu reinigen. Aber erst Ende des 19. Jahrhunderts, genauer 1857, schrieb der Amerikaner Joseph C. Gayetty Klopapier-Geschichte und brachte das erste industriell produzierte Toilettenpapier auf den Markt. Es bestand aus einzelnen Blättern in einer Schachtel und war mit Aloe-Extrakten getränkt. Er bewarb es als «Gayettys Medicates Paper», da es gegen Hämorrhoiden helfen sollte.
Klopapier auf der Rolle
Einige Jahre später, in den 1870er Jahren, lies sich Seth Wheeler das Klopapier dann in der bekannten Form auf der handlichen Rolle patentieren. Das erste perforierte Toilettenpapier auf Rollen, so wie wir es heute kennen, wurde erstmals 1890 von der Scott Paper Company hergestellt. Den Siegeszug des Toilettenpapiers, begünstigt durch die immer weiter verbreitete angeschlossene Toilette in Privathaushalten im 20. Jahrhundert, konnte nun niemand mehr aufhalten.
Die deutschsprachige Toilettenpapier Geschichte begann übrigens mit Hakle: Hans Klenk gründete 1928 in Ludwigsburg die erste deutsche Toilettenpapierfabrik. Das Hakle Toilettenpapier (der Name setzt sich aus den Anfangsbuchstaben des Namens des Gründers zusammen) wird bis heute in Düsseldorf produziert. Die Hakle Rolle bestand damals aus 1000 Blatt rauen Krepppapiers. Erst 1942 brachte die englische St. Andrew‘ Paper Mill das erste zweilagige Toilettenpapier auf den Markt. Das weisse Tissue- Papier wie wir es heute kennen wurde erst 1958 bei Hakle produziert.
Falter oder Knüller? – Die Herstellung von Toilettenpapier
Kommen wir noch einmal zurück auf das Falten bzw. Knüllen. Als Falter, können wir Schweizer mit dünnem einlagigen Papier nichts anfangen, während hierzulande der Trend von drei zu vier Lagen geht, bestehen die amerikanischen Toilettenpapiere meistens nur aus einer sehr weichen Lage, denn hier wird das Toilettenpapier schliesslich geknüllt.
Das schweizer Toilettenpapier besteht also im Vergleich zum amerikanischen aus mehreren festeren Lagen, trotz allem muss es natürlich weich sein. In der Herstellung werden daher verschiedene Zellstoff-Fasern zusammen gemischt. Lange Fasern sorgen für Stabilität, sie werden aus Nadelhölzern gewonnen. Kurze Fasern machen das Papier weich und flauschig, sie werden beispielsweise aus spanischem Eukalyptusholz gewonnen. Für Toilettenpapier wird etwa ein Mischverhältnis von 70 % Laubhölzern und 30 % Nadelhölzern verwendet. Die Hölzer werden entrindet und in kleine Schnitze zerkleinert. Diese werden in einer Wasser-Chemikalien-Mischung gekocht. Das Wasser verdampft aus dem Holz und es bleibt ein Gemisch aus Wasser und Holzfasern zurück: der Pulp. Dieser wird gebleicht und die Holzfasern werden mit Hilfe von Sieben herausgepresst.
Auch Recyceltes Papier wird für die Klopapier Herstellung verwendet. Hier sind etwas mehr Schritte für die Papierherstellung notwendig. Das Altpapier wird in warmem Wasser aufgeweicht und zerschnitten. Anschliessend werden Luftblasen in den Pulp eingeleitet um Farbe und Tinte aus dem Papier zu lösen und an die Oberfläche zu leiten, wo es abgefischt wird. Für die weisse Farbe wird der Pulp gebleicht, dieser chemische Prozess dient auch der Hygiene. In einer Zentrifuge wird die Masse anschliessend durchgeschleudert, um Fremdkörper wie Büroklammern aus dem Pulp zu entfernen. Dann wird der Pulp durch Siebe gestrichen, was die Holzfasern hervorbringt.
Der weitere Herstellungsprozess von recyceltem und nicht recyceltem Toilettenpapier ist dann der Gleiche: Die Pulpe wird immer weiter verdünnt, bis sie zu 99,5 Prozent aus Wasser und zu einem kleinen Teil aus Papierfasern besteht. Das Gemisch wird auf Siebbahnen aus Kunststoff gespritzt, das Wasser wird aus der entstandenen Papierbahn herausgepresst und diese wird getrocknet. Das entstandene Papier wird dann auf eine Rolle gewickelt. Im Anschluss laufen zwei Einzelbahnen zu einer zweilagigen Bahn zusammen: die Mutterrolle. Diese wird dann mit weiteren Lagen vereint, das Papier wird bedruckt und geprägt, was zum einen das auseinanderfallen der Lagen verhindert und zum anderen den „Räumeffekt“ also die Wischleistung am Po verbessert. Das Papier erhält seine Abrissperforation und wird dann auf eine Papphülse gestülpt, das Endblatt wird verleimt. Scharfe Messer schneiden die Randstücke ab und die Riesen-Rolle in viele kleine handliche Rollen – fertig ist das Toilettenpapier!
Wahnsinn was so alles hinter den für uns selbstverständlichen Alltagsdingen steckt! Uns jedenfalls begeistert sie, die wichtige Rolle im Leben!