Kraftliner Kraftpapier

Kraftliner, Testliner – was ist der Unterschied?

4 min lesen 28 März 2017
Im Zusammenhang mit Kartons finden sich häufig auch die Begriffe Kraftliner und Testliner. Die beiden Begriffe beziehen sich auf die Kartonqualität bzw. die Papierqualität. Auch Schrenzpapier fällt in diese Kategorie. Wir erklären, was sich dahinter verbirgt und welche Unterschiede zwischen Kraftliner und Testliner bestehen.

Dass Kartons in vielfältiger Weise aus Wellpappe hergestellt werden können, ist allseits ein Begriff – doch nicht, was hat es mit der ominösen Bezeichnung „Liner“ auf sich hat. Fragt man unabhängig ins Blaue hinein, bekommt man die unterschiedlichsten Antworten: Von Kreuzfahrtschiff über Rollschuhe bis hin zu den viel thematisierten Gross-LKWs ist da alles dabei. Unsere Art von Linern befinden sich bereits im jahrzehntelangen Einsatz und haben sich bestens bewährt:

Es geht um Wellpappe!

Sprechen wir von Linern, ist nämlich das Deckenpapier  gemeint, das als Bestandteil bei der Kartonherstellung benötigt wird. Denn um einen stabilen Faltkarton aus Wellpappe herzustellen, benötigt man neben dem  sog. Wellenpapier eben diese Deckschicht: Der Liner bildet eine glatte Innen- oder Aussendecke, während das Wellenpapier für die gewellte Lage des Kartons verwendet wird. Je nachdem, ob das Wellpappenrohpapier aus Frischholzfasern oder aus Recyclingfasern hergestellt wurde, finden weitere Unterteilungen statt:

(Quelle: Amtsblatt der Europäischen Union 2015/1072)

Die verschiedenen Deckenpapiere

Bei den Papieren, die die Deckschichten oder die Zwischenlagen des Kartons bilden, gibt es drei unterschiedliche Sorten:

Kraftliner

Kraftliner
Kraftliner sind Papiere, die mindestens zu 80% aus Frischfasern bestehen. Dieses Fasermaterial zeichnet sich durch seine hohe Festigkeit aus, denn die noch frischen, langen Fasern bilden eine sehr reissfeste Struktur. Das macht Kraftliner-Papiere besonders stabil und beständig: Ein Wellpappkarton, der vorwiegend aus Kraftliner besteht, ist enorm widerstandsfähig. Daher werden Kraftliner-Kartons gerne verwendet, wenn schwere oder wertvolle Fracht, Gefahrgüter oder Waren über einen langen Transportweg verpackt und versendet werden sollen. Durch die hohe Berstfestigkeit können diese Kartons ohne weiteres gestapelt werden und halten dem Verladen stand. Die recht geschlossene, glatte Papieroberfläche eignet sich gut zum Bedrucken und Klebebänder haben eine gute Haftung.

Testliner

Testliner
Testliner sind die kostengünstigere Papiervariante. Dieses Deckenpapier besteht im Gegensatz zu Kraftlinern aus 100% Altpapier. Im Vergleich zu Kraftlinern besitzen Testliner daher in der Regel etwas geringere Qualitätseigenschaften z.B. in der Festigkeit. Diese ist abhängig von der Güteklasse der bei der Herstellung eingesetzten Altpapiere. Daher gibt es hier noch eine weitere Unterteilung in T1, T2 und T3: Die Sorte T1 beinhaltet die hochwertigsten Recyclingpapiere, bei den Sorten T2 und T3 sind es entsprechend weniger. So kann je nach dem individuellen Bedarf die entsprechende Verpackungsqualität gewählt werden. Das spart unter anderem Kosten und schont die Umwelt!

Schrenz

Schrenz
Schrenz ist eine Bezeichnung für Papiere aus verschiedenen Recyclingfasern, die meist aus unsortiertem Altpapier hergestellt werden. Dieses Papier ist leichter und von geringer Festigkeit. Daher findet es oft Verwendung als Zwischendecke bei mehrwelligen Wellpappen.

Kraftliner oder Testliner?

Wie erkenne ich, dass es sich um eine Kraftliner- und nicht um eine Testliner Qualität handelt? Der einfache Test: Reisst man das Papier schräg ein und erkennt lange, gleichmässige bräunliche Papierfasern, kann man sich sicher sein, dass es sich um eine Kraftliner-Qualität handelt. Denn Kraftpapier besteht aus Frischfaserpapieren, wohingegen bei Testliner die Faserlänge sekundär ist.  Aber warum ist Kraftpapier nicht immer dunkelbraun? Zum einem hängt es davon ab, welche Art Holz verwendet wird (Weichholz oder Hartholz) und zum zweiten, und noch bedeutender, ist der Anteil von Recyling-Fasern. Es dürfen bis zu 30% Recycling-Fasern bei der Herstellung von Kraftpapier verwendet werden. Durch den Einsatz von unterschiedlichen Anteilen von Recycling-Fasern kann die Farbe von dunkelbraun bis grau-braun variieren.

Dieses Schaubild verdeutlicht nochmal genau den Anteil der verschiedenen Papiersorten bei der Wellpappenproduktion in Deutschland. Stellt sich nur noch die Frage, wie viele Kartons aus Kraft- oder Testliner-Papier zum Transport in einen von diesen neuen Gigaliner passen…? ?

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