Tüten gehören zu den ältesten Behältnissen überhaupt: Bereits in der Steinzeit wurden sie aus trichterförmig gefalteten Blättern, Tierhörnen oder Tierblasen gefertigt und Körner, Nüsse, Samen oder breiförmige Mahlzeiten darin aufbewahrt und transportiert. Seit etwa 1400 wird in Deutschland Papier hergestellt, in der Folge fanden auch Tüten aus Papier erste Verwendung. Mit der Industrialisierung begann schliesslich ihr weltweiter Siegeszug. Die ersten fabrikgefertigten Papiertüten wurden 1853 hergestellt.
Die Plastiktüte: Aufstieg und Fall
Die Plastiktüte boomte in der Konsumgesellschaft der fünfziger und sechziger Jahre. Zugleich tüftelte die Wissenschaft an neuen, leicht zu verarbeitenden Werkstoffen, die handlich und reissfest waren. Anfang der fünfziger Jahre kamen die ersten Plastikbeutel aus vollsynthetischem Kunststoff auf den Markt – meist aus Polyethylen (PE) gefertigt. 1965 begann das Massenzeitalter der Plastiktüte, die schon bald ihrer Schwester aus Papier den Rang ablief und höhere Marktanteile erreichte. Ihre Vorteile: Sie wiegt wenig, hält aber zugleich grossen Belastungen stand. Zudem ist sie wasserdicht und lässt sich mehrfach nutzen.
Ein Vorteil, der leider allzu schnell in Vergessenheit geriet: Allzu oft wurde die Plastiktüte nur ein einziges Mal benutzt und anschliessend entsorgt, ebenfalls viel zu oft nicht sachgemäss – was zur dauerhaften Vermüllung der Weltmeere beitrug.
65 Tüten im Jahr – je Verbraucher
Auch wenn die Plastiktüte nach und nach aus unserem Alltag verschwindet und begrüssenswerterweise durch wiederverwendbare Tragetaschen ersetzt werden: Es gehen durchschnittlich 65 Tüten pro Jahr durch unsere Hände. Dabei fungieren sie nicht nur als praktische Tragehilfe, sondern auch als Werbeträger. Denn eine stabile Tragetasche wird wieder (und wieder und wieder und wieder…) verwendet. Jede Tüte kommt in ihrem „Leben“ so auf knapp 300 Sichtkontakte – eine beachtliche Zahl für einen Gegenstand, der zunächst nur das Einkaufen erleichtern sollte.
Papier, Plastik oder Jute?
Welche Variante ist nun die ökologisch sinnvollere Tragetasche? Bei genauerer Betrachtung wird klar, dass es nicht das Material ist, das den Unterschied macht. Sondern das Verhalten der Verwender: Denn wird eine Tasche mehrfach wiederverwendet, verbessert sich mit jeder Verwendung deren Ökobilanz. Und gleichzeitig erhöht sich die Zahl der Sichtkontakte!
Tragetaschen als ideale Werbeträger
Aufgrund ihrer Vielfalt an Designmöglichkeiten und den geringen Herstellungskosten eignen sich Tragetaschen als ideale Werbeträger. Dieses Potenzial erkannten auch Unternehmen ziemlich schnell – und das Prinzip des „laufenden“ Plakats war geboren: So verteilte das Kaufhaus Horten 1961 erstmals Kunststofftüten in Grossauflage. Andere, auch kleinere Geschäfte zogen nach. Noch vor relativ kurzer Zeit war der praktische Helfer aus unserem Alltag nicht wegzudenken und ist so Teil unserer Konsum- und Kulturgeschichte geworden. Gerade die grossen Kaufhäuser und Handelsketten reagierten jedoch auf den öffentlichen Druck und nahmen die Plastiktüten aus dem Angebot. Der nächste Schritt in der Geschichte der Plastiktüte könnte also der vom Alltags- zum Sammelobjekt sein 😉
Während die Tragetasche aus beispielsweise LDPE also aus den Einkaufspassagen, Shopping Malls und Supermärkten verschwindet feiern die Papiertragetaschen und andere Alternativen wie die Baumwolltragetasche aber auch die Lackpapiertragetasche für hochwertige Produkte einen regelrechten Siegeszug. Sie alle haben, so unterschiedlich sie sind, etwas gemeinsam: Sie lassen sich bedrucken und personalisieren – und werden so zum Werbeträger. Bei RAJA können Sie sich Tragetaschen bedrucken lassen.
Und so ist eine aufwändig und originell gestaltete Tragetasche gleich im mehrfachen Sinne ein Gewinn:
- Sie dient als Werbung für Ihr Unternehmen und Ihre Marke
- Sie transportiert den Gedanken der Nachhaltigkeit – was ebenfalls auf Ihr Markenimage einzahlen wird
- Sie ist robust und haltbar – was die Zahl der Nutzungen und damit die Zahl der Sichtkontakte erhöhen wird
EU-Richtlinie zur Reduktion von Plastiktüten
Im Jahr 2010 gelangten laut einer Studie amerikanischer Wissenschaftler weltweit 4,8 bis 12,7 Millionen Tonnen Plastikmüll in die Meere. Dies entspricht etwa 15 Plastiktüten auf jedem Meter Küste weltweit! Dabei sind die Top 20 der Verursacher sind für 82 Prozent der unsachgemässen behandelten Plastikabfälle weltweit verantwortlich. Auf Rang 18: die Küstenabschnitte der Europäischen Union. Nach Angaben der Europäischen Kommission werden in der EU derzeit 100 Milliarden Plastiktüten genutzt. Davon werden laut EU 8 Milliarden Tüten nicht sachgemäss entsorgt und landen damit in Flüssen, Seen und Meeren. Plastik ist sehr Langlebig – Experten gehen von bis zu 450 Jahren aus – daher bilden sich auf den Meeren riesige Müllteppiche die in die Nahrungskette von Vögeln und Meeressäugern und damit letzten Endes auch im menschlichen Körper landen können. Der sogenannte Great Pacific Garbage Patch beispielsweise ist drei bis viermal so gross wie Deutschland. EU-weit liegt der Pro-Kopf-Verbrauch von Plastiktüten bei etwa 198 Stück pro Jahr. Aus diesem Grund hat die EU am 29. April 2016 mit der EU-Richtlinie 2015/720 beschlossen den Plastiktütenverbrauch in Europa zu reduzieren: Bis Ende 2019 soll jeder EU-Bürger maximal noch 90 Tüten und bis Ende 2025 pro Jahr im Schnitt nur noch 40 Beutel verbrauchen – im Jahr 2010 waren es noch 176. Konkret handelt es sich dabei um leichte Kunststofftragetaschen mit einer Stärke von unter 50 µ, da sie laut EU-Richtlinie den grössten Anteil ausmachen. Nicht betroffen sind sehr leichte Kunststofftragetaschen unter 15 µ die auch weiterhin aus hygienischen Gründen für Obst und Gemüse verwendet werden dürfen sowie robuste Plastiktüten die Mehrfach verwendet werden können. Die Mitgliedsstaaten dürfen ab sofort diese Tüten besteuern oder verbieten. Wie genau Die Gratis-Plastiktüte an der Kasse gehört damit der Vergangenheit an.
Konkrete Massnahmen in der Schweiz
In der Schweiz ist im Umweltschutzgesetz Art. 30 festgelgt:
- Die Erzeugung von Abfällen soll soweit möglich vermieden werden.
- Abfälle müssen soweit möglich verwertet werden.
- Abfälle müssen umweltverträglich und, soweit es möglich und sinnvoll ist, im Inland entsorgt werden.
Dies hat jedoch nicht in Verbote gemündet wie beispielsweise das Plastiktütenverbot in Österreich oder Deutschland. Daher hat die Schweiz europaweit mit 172 kg jährlich auch den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Plastik, jeder Mensch in der Schweiz erzeugt 95 kg Kunststoffabfälle pro Jahr. Der Verbrauch von Kunststoff ist in der Schweiz damit 3 Mal so hoch wie im europäischen Durchschnitt. Gleichzeitig werden 85-90 % der Kunststoffe in der Schweiz verbrannt und nicht recycelt.