Juni. Langsam wieder raus, vielleicht sogar in Urlaub…? Dieses Jahr gelten andere Regeln. Während der Sommer erfahrungsgemäss die umsatzschwächste Zeit im E-Commerce ist, haben die Umstände dieses Jahr viele Kunden aus dem Einzelhandel in die Onlineshops «geschoben». Corona hat deutliche Auswirkungen auf den Onlinehandel. Was heisst das für das Weihnachtsgeschäft 2022? Und warum sollten Sie sich jetzt damit beschäftigen?
Warum wir JETZT über Weihnachten reden
Wenn der Sommerurlaub noch aussteht, fällt es schwer, schon an die kalte Jahreszeit zu denken. Bislang haben sich noch nicht einmal die ersten Schokoladen-Weihnachtsmänner in die Supermärkte verirrt. Und trotzdem ist für Onlinehändler jetzt der richtige Zeitpunkt, um sich auf die nächsten Shoppingevents vorzubereiten. Schon unter normalen Umständen steigen die E-Commerce-Umsätze und -Marktanteile im Vergleich zum Einzelhandel. 25% aller Schweizer kaufen ihre Weihnachtsgeschenke lieber online als beim Einzelhändler vor Ort Und: Dieses Jahr werden es deutlich mehr sein!Die Situation im Einzelhandel ist immer noch alles andere als entspannt. Hygiene- und Abstandsregeln machen das Shoppen zwar möglich, aber geniessen kann man es kaum. Selbst wenn bis zum Herbst hier noch Änderungen in Kraft treten: Im Bewusstsein der Kunden wird der Gedanke an eine latente Bedrohung nachwirken. Dichtes Gedränge in Einkaufsstrassen vor Weihnachten werden die Ausnahme sein. Dazu kommt, dass inzwischen auch Käufergruppen, die bislang eher nicht onlineaffin waren, gezwungenermassen «geübt» haben. Die Folge: Das Weihnachtsgeschäft wird vermehrt online stattfinden.
Mehr denn je gilt: Die richtige Vorbereitung für das Weihnachtsgeschäft unerlässlich.
Checkliste fürs Weihnachtsgeschäft
Bei der Vorbereitung aufs Weihnachtsgeschäft müssen viele Punkte beachtet werden. Zum einen die Lagerbestände, Kapazitäten und Lieferzeiten. Zum anderen aber auch Marketing-Massnahmen, Angebotsaktionen und die Kommunikation. Eine zeitintensive Vorbereitung, die im Idealfall jetzt beginnen sollte! Die folgende Checkliste enthält die wichtigsten Punkte und hilft, das Weihnachtsgeschäft schon jetzt zu planen.
1 Lagerbestände und Trends ermitteln
Das Sommerloch eignet sich ideal dazu, eine Inventur durchzuführen. Ladenhüter und Verkaufsschlager werden identifiziert. Dadurch kann man ableiten, welche Produkte bei Abverkaufsaktionen wie dem Sommerschlussverkauf oder Black Friday zum Sonderpreis angeboten werden um Platz im Lager zu schaffen – die Produkte, die wenig verkauft werden.
Doch vor der Lageraufstockung empfiehlt es sich, die aktuellen Trends zu kennen. Neben den Verkaufsschlagern ist es wichtig zu wissen, was denn zu Weihnachten verschenkt wird. Es gilt, für die einzelnen im eigenen Onlineshop angebotenen Kategorien entsprechende Weihnachtsprodukte zu identifizieren.
2 Zusatzpersonal
Die Paketflut an Weihnachten stellt Zustelldienste wie Online-Händler gleichermassen vor Probleme. Auf Basis der bisherigen Erfahrungen und Schätzungen empfiehlt es sich, je nach Kapazitäten das Personal aufzustocken. Dafür ist auch eine kurze Einarbeitungszeit notwendig, bis alle Picking-Vorgänge routiniert und ohne Zeitverluste sitzen. Aber anschliessend können Mitarbeiter und Hilfskräfte als eingespieltes Team gemeinsam in der Weihnachtswerkstatt die Geschenke für den Versand vorbereiten. Kümmern Sie sich rechtzeitig um geeignetes Personal. So können Sie sich entspannt auf gute Leute verlassen, wenn es darauf ankommt – und während andere noch suchen können Sie schon loslegen.
3 Auswahl des Paketdienstes
Die Auswahl des Paketdienstes ist ein weiterer Erfolgsfaktor für den Onlineshop. Portokosten, Lieferzeiten sowie die Zuverlässigkeit des Paketdienstes stellen wichtige Kriterien bei der Wahl des Zustellers. So ist es zu Weihnachten besonders wichtig, dass die Geschenke pünktlich ankommen. Kein Kunde möchte an Heiligabend ohne Geschenk vor dem Baum stehen.
Jedes Jahr steigt das Paketvolumen. Im vergangenen Jahr wurden zum Fest allein in der Schweiz 22,3 Millionen Pakete versendet. Eine grosse logistische Herausforderung, vor allem wenn man bedenkt, dass den Paketdiensten trotz zusätzlichem Personal geschätzt immer noch tausende Zusteller fehlen. Viele Paketdienste nehmen deshalb in der Saison um Weihnachten keine neuen Kunden mehr an. Durch eine rechtzeitige Abstimmung mit dem aktuellen Partner, kann man so rechtzeitig noch einen weiteren Paketdienst mit ins Boot holen, damit die Weihnachtspost pünktlich ausgeliefert wird und für zufriedene Kunden sorgt.
Die Lage ist dieses Jahr noch mal verschärft: Während in den letzten Jahren das Auftragsvolumen der Paketzusteller in den Sommermonaten traditionell eher abflachte, haben die aktuellen Zustände dieses Jahr dazu geführt, dass die Zusteller bereits im April, Mai und Juni ein Paketvolumen vermelden wie sonst zur Weihnachtszeit.
Was das für das kommende Weihnachtsgeschäft bedeutet, ist nicht ganz abzusehen. Klar ist:
Die Paketdienstleister erleben dieses Jahr während der Sommermonate keine «Entspannung». Vom Corona-Rush direkt in die Weihnachtsphase…
4 Individuelle Verpackung
Verpackung ist ein grosser Teil des Marketings: Sie muss zum Produkt passen und kommuniziert die Markenidentität. Personalisierte Verpackung wirkt: Während der ganzen Lieferkette macht das Paket auf sich aufmerksam. Inzwischen kann nahezu jeder Artikel personalisiert werden. Darf es vielleicht ein weihnachtlicher Karton sein, der noch bei der Auslieferung dem Nachbarn frohe Weihnachten über den Zaun wünscht? Es gibt vielfältige Möglichkeiten, nur eines geht nicht: Verpackungen ohne Wiedererkennungswert! Der personalisierte Druck von Verpackungsmaterialien kann von der Bestellung bis zur Auslieferung ganze acht Wochen dauern.
Eine Bestellung frühzeitig aufzugeben lohnt sich also auch hier. Ein Tipp hinsichtlich Portokosten und Vermeidung von Verpackungsmüll: je nach Artikelgrösse und Bestellmenge Kartons mit entsprechenden Abmessungen ordern.
5 Webseite anpassen
Die Webseite beziehungsweise der Onlineshop sind das Schaufenster für die Kunden und das sollte weihnachtlich dekoriert werden. Mit passenden Aktionen können Emotionen beim Konsumenten geweckt werden und so zusätzliche Reichweite bescheren:
• Kommunikation der Lieferzeiten: „Um die Bestellung vor dem 24. Dezember zu erhalten, muss der Artikel bis zum … bestellt werden.“
• Gratisgeschenke ab einem bestimmten Bestellwert
• Rabattaktionen und Gutscheine
• Adventskalender
• Gewinnspiele
Auf der Webseite spielt bei weitem nicht nur die Marketingsicht eine Rolle, essentiell sind die Performance und Auswahloptionen beim Bestellvorgang. Schnelle Ladezeiten und stabile Zugriffe bei hoher Belastung tragen ebenfalls massgeblich zum Umsatz bei. Verbindungsabbrüche beim Bestellvorgang sind ärgerlich für den Kunden und schädigen das Vertrauen in der Konsumentenbeziehung.
Darüber hinaus sollten beim Kaufvorgang unbedingt die folgenden Optionen angeboten werden:
• Andere Lieferadresse als Rechnungsanschrift, um das Geschenk direkt zu versenden
• Mehrere Optionen für Zahlungsmethode und Kauf von Gutscheinen
• Einpackservice, um das Geschenk schön verpackt auszuliefern
• Expressversand für Last-Minute-Besteller, um die Lieferzeit zu verkürzen
• Versandbestätigung und Tracking-Code, damit der Kunde die Sendung verfolgen kann
• Geschenke-Tipps und Inspirationen, bspw. „andere Nutzer kauften auch“ oder „Weihnachtsgeschenkideen für…“
Kleiner Exkurs: Was Sie noch brauchen, um Ihren Arbeitsplatz effektiv für Weihnachten vorzubereiten
6Retouren nach Weihnachten
Im Idealfall werden keine Artikel retourniert. Das ist allerdings Wunschdenken. Nach Heiligabend bleibt Onlineshop-Betreibern nur kurze Zeit zum Durchatmen. Dann startet schon die Retourenflut. Eine Vorbereitung auf vermehrte Rücksendungen hilft bei der Abwicklung. In einer Qualitätskontrolle werden die Retourenartikel geprüft, bei einem Umtausch muss eine erneute und rasche Zustellung in die Wege geleitet werden. Je nachdem wie viele Gutscheine vor Weihnachten verkauft wurden, sollte man auf ein erneutes Bestellungshoch beim Einlösen vorbereitet sein.
Rechtzeitige Vorbereitung bedeutet weniger Stress
Der frühe Vogel fängt den Wurm. Das gilt dieses Jahr, unter den besonderen Umständen, mehr denn je. Was während der letzten Wochen schon sichtbar wurde: Viele Bestellungen verlagern sich von den grossen Online-Generalisten hin zu kleineren Anbietern.
Noch 2018 wurden 72% aller online gekauften Geschenke über Amazon gekauft. Damit war Amazon Spitzenreiter unter den Geschenkelieferanten. Diesbezüglich wird sich dieses Jahr ein deutlich anderes Bild abzeichnen:
Während die Online-Generalisten bei einigen Produktgruppen deutlich längere Lieferzeiten als gewohnt haben, werden Bücher, Elektronik und auch Haushaltsartikel – die klassischen Weihnachtsgeschenke! – bereits jetzt bei anderen Anbietern geordert. Die meisten dieser Anbieter haben bereits in den vergangenen Wochen ihren Webshop dahingehend optimiert. Für sie wird sich das Weihnachtsgeschäft lohnen. Für alle anderen gilt:
Jetzt die Zeit nutzen um organisiert alles abzustimmen, vorzubereiten und zu planen. Wenn alles frühzeitig fertiggestellt ist, hat man die Möglichkeit etwa technische Umsetzungen einem Belastungstest zu unterziehen und es bleibt noch Zeit für Optimierungen. Zum Beispiel: Jetzt Versandkartons kaufen!
Ein wichtiger Aspekt der Vorbereitung ist Erfahrungen miteinzubinden. Wenn es in der Vergangenheit Schwierigkeiten mit einem Paketdienst gab, sucht man sich eine Alternative. Wenn es zu wenig Weihnachtskartons gab, ordert man mehr. Und wurde der Verpackungsservice nicht genutzt wie erwartet, braucht man dieses Jahr weniger Geschenkpapier… Ja, wir sollten jetzt über Weihnachten reden!